Austausch, Überfremdung, Hypermigration …

Ein Beitrag zu Schärfung des entscheidenden Begriffs 

 

[Dieser Text sollte eigentlich ein Gastbeitrag für Sezession.de sein, aber mein Ansinnen muss wohl von den Abfangjägern des BfV vaporisiert worden sein, bevor es im Postfach des Herrn Kubitschek anlangen konnte. Vielleicht ist es auch versehentlich im E-Mail-Verteilerzentrum Schnellroda-Süd hinter die Serverschränke geplumpst, man weiß es nicht … egal, jetzt erscheint das Ding halt wie gewohnt hier; ich geh davon aus, dass publikumsmäßig zwischen unseren Medienimperien eh eine gewisse Schnittmenge besteht, also wird mein semantisches Giveaway schon irgendwen, den’s angeht, erreichen.]


Als politisch leicht unzurechnungsfähiger Herumtreiber, der immer mal gern auf Sezession und ähnlich verfassungsschutzrelevanten Webseiten hospitiert, um sich theoretisch animieren und zur Auseinandersetzung provozieren zu lassen, möchte ich in Form eines kleinen begriffskritischen Beitrags „etwas zurückgeben“, wie es im Demutsdeutsch der sich vom Leben beschenkt Wähnenden gelegentlich heißt. Zwei Dinge kann ich Ihnen, liebe rechtsintellektuelle Autoren, Strategen, Leser und Mitdenker, geben: einen Rat und eine Analyse.

Hier ist – erstens – der Rat: Verzichten Sie auf die Ausdrücke „Großer Austausch“ und „Bevölkerungsaustausch“. Diese Vokabeln sind für grundsätzlich aufgeschlossene Leser und kritische Bürger das größte Hindernis auf dem Weg zu einer wohlwollenden Beschäftigung mit metapolitischen Ansätzen von rechts. Mir scheint, Ihnen ist womöglich mit den Jahren der Beurteilungsabstand zu Ihren Begriffen und der Geschmack für deren Konnotationen etwas abhandengekommen, Sie können vielleicht nicht mehr nachfühlen, welchen Eindruck der Ausdruck „Großer Austausch“ auf Rezipienten macht, die zwar schon so weit sind, die „Verbuntung“ und „Internationalisierung“ ihrer Lebenswelt als Phänomen nicht länger übersehen zu wollen, die dafür aber noch keine Erklärung und keine Worte finden. Solche Leute sagen, wenn man ihnen als Lösung ihrer epistemischen Nöte den „Großen Austausch“ anbietet, nicht: „Ja, genau! Das ist exakt das, was ich so lange schon fühlte und nicht in Worte zu fassen vermochte“. Nein, sie sagen: „Was ist das denn für n Verschwörungsscheiß?! Geh mir weg damit!“

Ich schwöre Ihnen – ich als jemand, der (leider) ausschließlich mit „normalen“ Leuten zu tun hat, Leuten, die die Probleme ziemlich genau sehen, Leuten, die theoretisch belehrbar wären, die nicht zeitgeistkonformistisch und ideologisch verbiestert sind, die allerdings hochallergisch sind gegen alles, was nach Verschwörungsgeraune riecht – ich also garantiere Ihnen: Sie verprellen dieses Potenzial, Sie verzichten strategisch leichtfertig und unverantwortlicherweise auf diese zig Millionen, wenn Sie weiter vom „Bevölkerungsaustausch“ oder gar „Großen Austausch“ parlieren.

Seien Sie nicht eingeschnappt, seien Sie nicht beleidigt, seien Sie realistisch. Sie werden diesen Begriff nicht durchsetzen. Weil er falsch und unpassend ist, weil er nicht das beschreibt, was Sie damit meinen und was Millionen von Bürgern sehen und erleben.
An keiner Stelle ist es so leicht, die Rechten lächerlich zu machen, sie in die Nähe von Reichsbürgern und Reptiloidenforschern zu rücken, wie bei diesem begrifflichen Schwachpunkt. Dass die Mainstreammedien und die Verfassungsschutzämter ausgiebig Gebrauch machen von diesem Manko, sollte Sie aber nicht zum trotzigen Festhalten am offensichtlich Unzulänglichen verleiten. Der „Große Austausch“ gehört auf den Müllhaufen der Begriffsgeschichte.
So weit mein Rat.

Und nun – zweitens und in der Hoffnung, es möge ein brauchbarer Verbesserungsvorschlag dabei herauskommen – die Analyse: In Deutschland – wie in vielen anderen Ländern des Westens – findet eine drastische Änderung in der ethnischen Zusammensetzung der Population statt. Wie soll man dieses Phänomen nennen? Man kann es natürlich, wenn es rein um die Sache geht, einfach „Änderung der ethnischen Zusammensetzung der Population“ nennen, aber es geht nicht nur um die Sache, sondern um Politik, um Metapolitik, um Bewusstmachung, um Mobilisierung, um Deutungskampf, um Demoplakate. Und da braucht es griffige Begriffe. Sie müssen unmittelbar plausibel sein, sie müssen sofort einleuchten, aber sie müssen auch stimmen.
Während links mit dem Gefasel von „Buntheit“, „Diversität“, „Weltoffenheit“, „Einwanderungsgesellschaft“, „Multikulti“ die reine Lüge und der religiöse Wahn regiert, hat man sich rechts auf den „Großen Austausch“, den „Bevölkerungsaustausch“ und die „Ersetzungsmigration“ versteift. Hier und da stößt man auf Begriffsalternativen wie „ethnisch-demographischer Umbau“, „Verdrängungsmigration“, „Volkstod“, „Selbstabschaffung“, „Kalter Ethnozid“, „Gegen-Kolonialisierung“, „Völkerwanderung“, oder man behilft sich mit Anleihen aus dem Wörterbuch des Schanddeutschen: „Umvolkung“ oder „Ethnomorphose“. Ich selbst sprach gelegentlich von „Ethnolyse“, was aber – ich sehe es ein – trotz partieller semantischer Passung dem Desiderat wohl noch nicht nahe genug kommt. Zu technisch, zu erklügelt, zu volksfern.

Drei Fragen stellt der systematisch vorgehende Semantiker an die vorhandenen – und damit ebenso an die zu findenden oder zu schaffenden – Begriffe:

1. Was wird eigentlich verändert (oder was ändert sich, oder ganz neutral: was ist das Objekt der Veränderung)? Die Bevölkerung? Das Volk? Die Nation? Andere Entitäten oder Qualitäten, etwa Demos, Ethnos, Identität, Population, Bürgerschaft, der autochthone Gesellschaftscharakter, das Eigene?

2. Wer verändert? Gibt es einen Akteur? Wird das Phänomen gemacht, oder geschieht es? Oder lässt man es einfach geschehen? Womit also haben wir es „verbalsubstantivisch“ zu tun: Umbau, Umgestaltung, Wandel, Transformation, Metamorphose, Mutation, Umformung, Deformation, Modifikation, Erneuerung, Umbildung, Verdrängung, Auflösung, Ausdünnung, – Austausch?

3. Welcher Art ist die Änderung: Verbesserung/Verschlechterung? Qualitativ neutral? Vermehrung/Reduktion? Quantitativ neutral? 

Und da ich es mit der Systematik in der Regel nicht ganz so genau nehme, nehme ich als Anlauf zur Antwort erstmal einen kleinen, hoffentlich erhellenden Umweg:
Michael Klonovsky beklagte neulich, dass „radikale politische Ansichten und ‚Theorien‘, etwa jene des ‚Großen Austauschs‘ – der ja keine Theorie ist, sondern eine auf den Straßen, in den Schulen und Kindergärten der Großstädte und in den Bevölkerungsstatistiken für jedermann sichtbare Tatsache, zu welcher sich einen planenden Urheber zu denken möglicherweise verschroben, aber von der Meinungsfreiheit gedeckt ist“[1], kriminalisiert würden, während gleichzeitig die „Austauschmigration“ unter Populationswissenschaftlern doch ein quasi offizielles Konzept sei, wie in der Wikipedia nachzulesen.

In der Tat steht da geschrieben:
Bestandserhaltungsmigration (englisch replacement migration von replacement ‚Ersatz, Austausch‘) bezeichnet in der Demographie jene Zuwanderung (Migration), die eine Region benötigt, um ein bestimmtes Ziel – demografisch, wirtschaftlich oder sozial – zu erreichen.“ [2]

Gut, da können sich Kopp-Kunden und Schrate dann natürlich in ihrem Argwohn bestätigt sehen: Siehste, da steht’s doch: Austausch! Ersetzung! Ziel! Und wo ein Ziel ist, ist auch ein Plan. Alles ganz offiziell. Nix Verschwörung, nix Phantasma.
Gegen diese genretypische Argumentation wäre allerdings dreierlei einzuwenden:

1. Traue keinem Lexikon, in dem auch sonst massenweise Bullshit steht. Und ziehe es erst recht nicht in diffizilen ideologischen Fragen als Gewährstext heran. „Replacement“ kann man nicht mit „Austausch“ übersetzen. Jedenfalls nicht in diesem Verwendungskontext. Wenn der KfZ-Meister sagt: „Wir müssen die Zündkerzen austauschen“, dann würde das ungefähr einem „Replacement“ entsprechen. Alte Zündkerzen raus, neue rein. Wenn es aber um so etwas wie „Schüleraustausch“ oder „Gefangenenaustausch“ geht, dann wäre das ein „Exchange“ (student exchange, prisoner exchange).

„Replacement migration“ ist „Ersetzungsmigration“ im Sinne von „Erneuerungs“- oder „Reparaturmigration“. Wenn man also die „verräterischen“ Begriffe der Demographen anprangern und als unheilvollen Plan decouvrieren will, dann müsste man von der „Großen Ersetzung“ oder der „Großen Erneuerung“ o.ä. reden. Aber richtiger würd’s dadurch auch nicht. Denn es wird nichts ersetzt, nichts erneuert, nichts ausgetauscht, ausgewechselt, kompensiert, repariert. Es wird etwas zugelassen, etwas aufgegeben und damit dem Verfall anheimgegeben.

2. Der „Große Austausch“ ist keineswegs „eine auf den Straßen, in den Schulen und Kindergärten der Großstädte und in den Bevölkerungsstatistiken für jedermann sichtbare Tatsache“, sondern eine vieldeutig aufgeladene, je nach Standpunkt auch unnötig eindeutige, jedenfalls konnotations- und assoziationsreiche Bezeichnung für ein Phänomen, das bei neutraler Beobachtung erstmal nur eine „Änderung der ethnischen Zusammensetzung der Population“ ist.

Vom „Großen Austausch“ als „sichtbarer Tatsache“ zu reden, wäre dann gerechtfertigt, wenn man am örtlichen Busbahnhof oder am Flughafen täglich beobachten könnte, wie tausend Libanesen ankommen und gleichzeitig tausend Thüringer in den Libanon übersiedeln, wie täglich tausend zwanzigjährige tunesische Analphabeten landen und tausend achtzigjährige holsteinische Kulturphilosophen gen Tunis abfliegen.

Was ich sehe, ist eine (für meinen Geschmack und mein Lebensgefühl sehr unvorteilhafte) Veränderung der Bevölkerung, eine Veränderung, die das Ergebnis eines bislang nicht befriedigend aufgeklärten Prozesses ist, den ich mir allerdings nicht als geplanten „Austausch“ und auch nicht als „Ersetzung“ vorzustellen in der Lage bin. Meine Erklärung geht eher in Richtung Unterlassung auf Grundlage moralistischer Entartung.

3. Klar ist die Theorie vom „Großen Austausch“ und die Vorstellung, dieser sei von globalistischen Eliten, geheimen Urhebern, finsteren Strippenziehern geplant, „von der Meinungsfreiheit gedeckt“, genau wie die Behauptung, die AfD sei eine rechtsextremistische Partei, „von der Meinungsfreiheit gedeckt“ ist. Problem: Beides stimmt mutmaßlich nicht (und beides lässt auf eine defizitäre Rationalität der Meinenden schließen). 

Was stimmt? Folgendes: Es gibt wohl durchaus Eliten und Strippenzieher, die Nationen, Völker, Ethnien abschaffen oder mindestens heterogenisieren wollen, es gibt zudem Leute, die rein wirtschaftlich (wenn auch nicht sonderlich wirtschaftsweise) denken, und sich daher jährlich 1,5 Millionen Einwanderer wünschen.[3] Aber dies sind nicht die Mächte, die uns die messerscharfe „Partyszene“, die multikulturellen Kindergärten und die monoethnisch-barbarischen Freibäder eingebrockt haben. Wer hat sie uns eingebrockt? Der pullfaktorielle Sozialstaat, wohlmeindende, dummdenkende, medienhörige, fahrlässig und rechtswidrig handelnde Politiker, vor allem aber eine identitär und thymotisch entkernte Bürgerschaft, die diese (ziemlich offen und keineswegs im Geheimen agierenden) Politiker immer wieder aus Überzeugung oder Gleichgültigkeit wählt oder aber zu schwach und zu sediert ist, sich gegen ihre Politik aufzulehnen. Niemand außer ein paar verlausten Seenotrettern und ein paar masochistischen Philanthropen plant, die Deutschen oder die Weißen abzuschaffen. Keiner zwingt uns diese Degeneration gegen unseren Willen auf. Die Mehrheit der Deutschen ist einfach narzisstisch vollkommen ausgehöhlt. Da ist keinerlei Liebe zum Eigenen mehr, und da ist kein Wille mehr zu leben.[4]

Die Einströmungen von außen sind nur die Komplementärdynamik zum narzisstischen Druckabfall im Innern. Erschlaffung, nervöse Lebensmüdigkeit, Fragwürdigkeit aller Anstrengungen zur Erhaltung des Selbst. Fliegender Puls, Blutdruck im Keller. Wo sich kein Wille mehr in die Welt wölbt, als Geschichtskraft prall den eigenen Platz beansprucht, da fließt das Leben von woanders her von ganz allein in die thymotische Senke. Und der sprudelnde Quell des Lebens – jedenfalls des biologischen Lebens – heißt heute und für die nächsten Jahrzehnte eindeutig: Afrika. Und die Deutschen in ihrer senilen Infantilität und Infertilität werden weder wehrhaft noch kreativ genug sein gegen diese Vitalkräfte. Wozu auch sollten sie überhaupt je wieder wach werden wollen?

Die Deutschen sind nicht Opfer eines Plans oder Ziel einer Invasion, sie sind ein überlebtes Volk von morbid-verschrumpelten Letztmenschen. Dezembrische Spätlinge, Trockenbeeren-Überhang, demoralisiertes Mürbfleisch, das den Weg alles Fleischlichen höchstens durch radikal egoistisch-binnenmoralische, radikal antiuniversalistische, und das heißt letztlich: unethische Politik ein wenig – unklar wie weit – verlängern könnte.

Aber das sind Landregen- und Dämmerstundengedanken. Lassen wir uns nicht so gehen, gehen wir lieber in strategischem Als-ob-Optimismus einstweilen davon aus, dass mit ein paar wohlgewählten Wachmacherbegriffen irgendwie noch ein bisschen Leben in die Bude zu bringen wäre.

Was sagt übrigens der DUDEN zum Austausch?
„Das große Wörterbuch der deutschen Sprache“, 4. Aufl., Mannheim 2012 (also aus einer Zeit, da das Wort noch nicht den heutigen Kampfbegriffcharakter hatte, diesen bekam es – soweit ich sehe – erst mit dem Buch von Camus/Lichtmesz, „Revolte gegen den großen Austausch“ aus dem Jahr 2016) sagt:
„Be|völ|ke|rungs|aus|tausch, der: Austausch von Teilen der Bevölkerung“, und bringt dazu die folgenden Belegzitate:

1. „Berlin erlebt in wenigen Jahren, was anderswo 20 oder 30 Jahre gedauert hat, sagt Michael Goebel von Prognos. Er meint den Bevölkerungsaustausch zwischen Stadt und Umland.“ (Süddeutsche Zeitung 19.9.1997)

2. „Das Abkommen sah außerdem einen Bevölkerungsaustausch vor: 1,4 Millionen Griechen aus Kleinasien wurden ins Mutterland umgesiedelt, 360 000 Türken von den ostägäischen Inseln nach Anatolien geschickt.“ (Frankfurter Rundschau 7.1.1998).

Abgesehen von der Erkenntnis, dass man das böse Wort in den späten Neunzigern offenbar noch sachlich-demographisch benutzen konnte (sogar in dezidiert linken Zeitungen), wird deutlich, dass die hier zitierten Austausche etwas anderes beschreiben als der „Große Austausch“. Im ersten Fall ziehen Leute aus der Stadt aufs Land, gleichzeitig ziehen Leute vom Land in die Stadt. Hier passt die Vorstellung, die Menschen hätten sozusagen miteinander die Wohnplätze getauscht. Ist das aber derselbe Sachverhalt wie die „Bestandserhaltungsmigration“ und der „Refugees-Welcome“-Irrsinn?

Im zweiten Beispiel haben wir exakt das, was man sich unter einem Bevölkerungsaustausch vorstellt: Eine geplante Umsiedlung, ein Populations-Kontingent wird von A nach B geschickt, im Gegenzug wird ein anderes von B nach A geschickt.
Frage: Ist das der reale Tatbestand, mit dem wir derzeit konfrontiert sind?

Ende des Umwegs, zurück zu den drei Ausgangsfragen:

1. Was wird verändert? Aus Sicht der Normalbürger – und es geht doch darum, diese zu mobilisieren, nicht wahr? – spielt das Volk, die Ethnie, die Bevölkerung, die Nation keine allzu große Rolle. Diese Begriffe müssen/sollten – da im aktiven Normalo-Wortschatz kaum gebräuchlich – in dem gesuchten Ausdruck eher nicht auftauchen. Das, was in der gefühlsunmittelbaren Lebensrealität der Menschen bedroht ist, ist die Identität, das Eigene. Sie fühlen sich – die Formel gilt noch immer – „fremd im eigenen Land“, sie fühlen sich fremd in der eigenen Stadt, im eigenen Schwimmbad, im eigenen Lidl, im eigenen Park, im eigenen Rathaus. Was sie erleben, ist: Überfremdung.

Da das Wort „Überfremdung“ die Sache präzise trifft, aber von moralistisch-medialer Seite schon leicht angebräunt ist und daher bevorzugt mit gesenkter Stimme ausgesprochen wird, scheint mir ratsam, es in einer Art „stehenden Verbindung“ mit dem klangverwandten, positiven Wort „Überforderung“ zu verpaaren. Positiv ist diese eigentlich negative Sache, weil sie ja besagt, dass die Menschen im Grunde bereit sind zu helfen, dass sie auch schon bis zum Exzess geholfen haben, dass sie Gutes in unvorstellbarem Ausmaß getan haben, dass ihre Humanität aber an Grenzen gerät.

Nach dem Beispiel anderer Erfolgsformeln wie „Fordern und Fördern“, Hass und Hetze“, etc. sollten politische und metapolitische Multiplikatoren daher so häufig wie möglich das Begriffspaar „Überforderung und Überfremdung“ verwenden, wenn es um die besorgniserregende „Änderung in der ethnischen Zusammensetzung der Population“ geht. Oder auch „Überforderung durch Überfremdung“. Zur fallweisen, kontextabhängigen Zuspitzung empfiehlt sich der an „Überfremdung“ anschließende Begriff „Zerfremdung“.

2. Wer verändert? Diese Frage interessiert die Normalbürger nicht vordringlich. Es ist halt irgendwie „die Politik“ schuld. Irgendwas läuft halt falsch. Ich würde nach einem Wort suchen, das offenlässt, ob die stattfindende Veränderung von selbst passiert, aktiv (eventuell sogar planmäßig) betrieben oder lediglich zugelassen wird. Dies erreicht man am ehesten dadurch, dass man ein Wort wählt, welches (anders als der „Austausch“) sowohl auf den Prozess als auch auf das Ergebnis referiert. „Überfremdung“ zum Beispiel.

3. Welcher Art ist die Änderung? Sie ist quantitativ unmäßig, und ist sie qualitativ ungut. Dies drückt sich präzise in dem Begriff „Überfremdung“ aus.[5]

„Überfremdung“ holt die Menschen da ab, wo sie stehen mit ihren komischen Gefühlen. Sie kennen das Wort bereits, sie wissen auch, dass es der Realität entspricht. Sie müssen sich eigentlich nur noch trauen, es laut auszusprechen.

Martin Sellner schreibt in seinem jüngsten Sezessions-Beitrag:
„Als Bewegung und Theoriebildung müssen wir die ‚zentrale Prägestelle‘ für zukunftsweisende Begriffe und Ideen werden. […] Die Remigration ist […] die positive Antwort auf den negativen Feindbegriff des Großen Austauschs (bzw. Bevölkerungsaustauschs). Bereits jetzt hat unser Lager ein einprägsames, leicht vermittelbares, radikales und doch anschlußfähiges Begriffspaar aus ‚Problem & Lösung‘, ‚Bevölkerungsaustausch & Remigration‘.“[6]

Hier liegt ein bedauerlicher, wenn nicht verheerender Irrtum vor. Während „Remigration“ in der Tat vermittelbar erscheint, ist der „Bevölkerungsaustausch“ keineswegs anschlussfähig, und der „Große Austausch“ erst recht nicht. Um das Ganze aber von der Glaubens- und Erachtensebene auf den festen Boden der Empirie zu holen, empfehle ich, mal eine ordentliche Summe Geldes in eine saubere demoskopische Studie zu investieren. Denn letztlich wird es von den begrifflichen Identifikationsangeboten abhängen, ob eine Mehrheit der Menschen irgendwann einmal gegen die Überfremdung ihres Lebens stimmen wird. Vielleicht braucht es noch einen besseren Ausdruck als „Überfremdung“[7], um sie für eine Politik des Eigenen zu revitalisieren. Bevor sie aber an den „Großen Austausch“ glauben, werden sie eher das Aussterben wählen.

 

 

[1] https://www.klonovsky.de/2023/07/31-juli-2023/

[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Bestandserhaltungsmigration

[3] https://www.tagesschau.de/wirtschaft/wirtschaftsweise-schnitzer-zuwanderung-fachkraefte-100.html

[4] Narzissmus hier nicht zu verstehen als Charakterpathologie, sondern als gesunde Selbstbezogenheit, als Ich-Libido (in diesem Falle Wir-Libido) und Kraftquelle geglückter Identifikation.

[5] Ich möchte klarstellungshalber betonen, dass es mir persönlich bei der Frage des „Erhalts der ethnisch-kulturellen Substanz“ primär, eigentlich sogar ausschließlich, um den Erhalt (oder eher den Wiederaufbau) der Kultur geht. Mit ethnischen Reinheitsvorstellungen hab ich nichts am Hut, und so weit ich sehe, geht es auch den Neuen Rechten nicht um Reinheit, sondern um relative Homogenität. Die Frage stellt sich aber nun mal, wieviel ethnisches Durcheinander eine Kultur verträgt. Auch wenn man in Betracht zieht, dass die Religion, die voraufklärerische Mentalität, das Sozial- und Bildungsniveau von Migranten möglicherweise stärkere Assimilationshemmnisse darstellen als ihr ethnischer Hinter- bzw. Vordergrund, so ist doch relativ klar, dass diese Faktoren bei Menschen ab einem bestimmten Alter ein unauflösliches Amalgam bilden. Die Millionen von afrikanischen und orientalischen Jungmännern, die in den letzten Jahren nach Europa gekommen sind, haben alle eine ausgewachsene, ausgehärtete ethnisch-kulturelle Identität mitgebracht. Und es ist klar, dass es eine zahlenmäßig ungefähr zu bestimmende Menge gibt, eine Grenze, bis zu der eine Kultur das Fremde (und vorsätzlich Fremdbleibende) produktiv in sich aufnehmen und das Feindliche unschädlich machen kann. Diese Grenze ist zweifellos weit, weit, weit überschritten. Aber selbst bei perfekter Integration wäre das Ethnische nicht belanglos, und es nutzt nichts, das zu leugnen. Wenn Deutschland zu 90 Prozent von maximal assimilierten Menschen mit Migrationshintergrund bevölkert wäre, wenn im Bundestag, im Theater, in der Kneipe um mich herum nur Nelson Müllers und Pinar Atalays, Motsi Mabuses und Cem Özdemirs sitzen würden, selbst dann wäre das nicht mehr Deutschland. Vielleicht wäre es ein besseres, sympathischeres Land als eines, das zu 99 Prozent aus kartoffelblonden Vollpfosten und Arschgeburten besteht, aber Deutschland wäre es nun mal nicht mehr. Ich jedenfalls bringe nicht genug moralpolitischen Idealismus auf, um harte soziobiologische Gegebenheiten zu ignorieren. Wir sind Tiere, und es hat zigmillionenjahrealte Gründe, dass das Fremde uns Unbehagen bereitet. Als humanisierte Tiere, als Menschen sind wir mittlerweile so weit, dass wir das Fremde als Faszinosum und Bereicherung schätzen können. Nicht aber das Fremde im Übermaß. Nicht die Überfremdung. Und – by the way und Hand aufs Herz – wäre es den Özdemirs dieses Landes wirklich egal, wenn alle nur noch Cem Özdemir und Pinar Atalay hießen, Sawsan Chebli, Amira Muhammad Ali, Bushido und Ranga Yogeshwar, und all die altdeutschen Klangwunder von Erich Stehfest bis Sieglind Schlotterhose ausstürben?

[6] https://sezession.de/67819/demonstration-fuer-remigration

[7] Es gibt etwa noch den sehr passenden, aber seltsamerweise so gut wie nirgendwo benutzten terminus technicus „Hypermigration“ (eingeführt von Rainer Bauböck (2011): „Temporary Migrants, Partial Citizenship and Hypermigration“. Critical Review of International Social and Political Philosophy 14(5):665-693). Ist gewiss etwas unemotional, schließt aber zwanglos an gewohntes Vokabular wie „Hyperinflation“ an, und eignet sich überdies gut zur Bildung des Begriffspaars „Hypermigration und Remigration“.

 

 

Apropos Austausch . . . 

Ein wenig Hypermigration – im Bereich der Krötenpopulation – tut diesem Konto hin und wieder durchaus gut:

Marcus J. Ludwig

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WELADEDBOC1

Thanx a lot!

 

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