. . . kann man als Schlafgestörter entweder amerikanischen Präsidentschaftskandidaten beim gepflegten Gedankenaustausch zusehen, oder man kann sich vom Nischensender RBB raw&real berieseln lassen. Da laufen nämlich echt die verrücktesten Sachen. Ich sah gestern beispielsweise die Originalversion eines Interviews, das der „Vollblut-Moderator“ Holger Hiebfest mit dem brandenburgischen AfD-Chef und Spitzenkandidaten Hans-Christoph Berndt in der Reihe Ihr Plan für Brandenburg geführt hat. Ich hatte zuvor schon eine ganz ähnliche Sendung im normalen RBB gesehen* und konnte nun feststellen, dass es sich dabei wohl um eine KI-manipulierte und großflächig geglättete Version gehandelt hatte. Die richtige Fassung habe ich in heroischer Fleißarbeit und maximaler Schlaftrunkenheit mitgetippt und gebe sie hier zur Dokumentation in voller Länge wieder:
HOLGER HIEBFEST: Guten Abend, meine sehr verehrten Damen und Herren, willkommen zu unserem letzten Gespräch aus der Reihe Ihr Plan für Brandenburg mit allen Spitzenkandidaten für die Landtagswahl am 22. September. Dazu begrüße ich heute – als Allerletzten, so wie sich das gehört unter Demokraten – den Spitzenkandidaten der antidemokratischen AfD, Hans-Christoph Berndt. Schönen guten Abend, Herr Berndt.
HANS-CHRISTOPH BERNDT: Guten Abend.
HH: Herr Berndt wurde …
HCB: Doktor Berndt, übrigens.
HH: Wie bitte?
HCB: Doktor Berndt. Ich hab einen Doktortitel, und es wäre schön, wenn Sie den nicht unterschlagen, nur um Ihre Zuschauer davor zu bewahren, mich eventuell irgendwie für kompetent zu halten.
HH: Aha. Und Sie meinen, damit sind Sie dann irgendwie kompetenter als ich, weil ich keinen Doktortitel habe, oder wie?
HCB: Nö, keine Ahnung, wie kompetent Sie sind, mal gucken, was das Gespräch so ergibt. Überraschen Sie mich.
HH: Tss, geht ja gut los … also jedenfalls: Der Herr Doktor, ich mein: „Seine Exzellenz DOKTOR Hochwohlgeboren“ Berndt wurde 1956 irgendwo in der verdammten Zone, in Bernau oder so, abgenabelt und lebt mittlerweile im Spreewald, unter Unken und Sumpfbibern, er ist verheiratet – mit wem oder was auch immer –, katholisch, von Beruf „Laborarzt“. Also kein richtiger Arzt, meiner Meinung nach. Er war Vorsitzender des Personalrates der medizinischen Fakultät an irgendeinem Gurkenhospital …
HCB: An der Berliner Charité …
HH: Also an so einem Fernsehserienkrankenhaus, quasi so Schwarzwaldklinik für Arme. Und Hans-Christoph Berndt gilt als ebenso streitbar wie umstritten. Er ist eines von insgesamt fünf AfD-Mitgliedern in Brandenburg, die der hiesige Verfassungsschutz als erwiesen rechtsextremistisch einstuft, der gesamte Landesverband gilt als total gesicherter Verdachtsfall. Alles Hitlerverherrlicher und Holocaustleugner. Die Brandenburger Zonendeppen ficht das aber offenbar nicht an, nach Umfragen hat die AfD gute Chancen, sogar stärkste politische Kraft im neuen Landtag zu werden.
So, Laborarzt Berndt, Sie sind also praktizierender Katholik, die evangelische Kirche in Deutschland und auch die Bischofskonferenz nehmen die AfD ins Visier und sagen: Völkischer Nationalismus und Christsein – das geht nicht zusammen. Wem folgen Sie denn, der Kirche, der Stimme Gottes, Ihrer Partei?
HCB: Es ist es traurig, wie die Kirche mittlerweile bei uns im Land sich von einer Religionsgemeinschaft zu einer NGO geändert hat, wie sie einfach Regierungspolitik macht und den Glauben nach hinten stellt.
HH: Die katholischen Bischöfe haben Sie als völkisch-national kritisiert. Nehmen Sie solche Sätze als Auszeichnung, als Prädikat?
HCB: Nein, ich bin traurig darüber, dass die katholischen Bischöfe in dieser Art und Weise sich in die Politik mischen und die Religion und das Seelenheil vergessen.
HH: Äh, im Ernst? Sie wollen die katholischen Bischöfe wirklich als kollektive Handlanger der AfD-Kritiker und als Lügner an den Pranger stellen? Die agieren immerhin aus der Motivation heraus, dass sie sich 1933 zu wenig eingemischt haben, zu spät oder gar nicht gewarnt haben. Das sind echte Widerstandskämpfer und Helden unserer Zeit! Und Sie sagen, das seien Untermenschen, die ins KZ gehören?
HCB: Ich weiß nicht, was Ihnen da aus welchem Paralleluniversum aufs Ohr gespielt wird … aber das hab ich, meiner Erinnerung nach, keineswegs gesagt. Ich hab gesagt: Die Aufgabe der Kirche ist es, für das Seelenheil zu sorgen, die Aufgabe der Kirche ist nicht, eine politische Vorfeldorganisation zu sein, und leider vergessen das die Bischöfe, die katholischen wie die evangelischen.
HH: Das Seelenheil aller, nicht 30% der Bundesbürger bzw. der Brandenburger, also hier geht es um das Seelenheil aller, nicht nur das Ihrige.
HCB: Klar, es geht um das Seelenheil aller.
HH: Das heißt, Sie bleiben also dabei: Nur AfD-Wähler kommen in den Himmel, und die Bischöfe kommen alle in die Hölle. Das glauben Sie im Ernst?
HCB: Äh, was?
HH: Gurkendoktor Berndt – Sie haben nach der mörderischen Messertacke von Solingen vorgeschlagen, ukrainischen Flüchtlingen sowie Asylbewerbern aus Afghanistan und Schweden den Zugang …
HCB: Afghanistan und Syrien. Nicht Schweden.
HH: Ach, ist das für Sie ein Unterschied? Das eine sind Menschen und das andere Tiere, oder wie? Weil sie keine blonden Arier sind?
HCB: Nein, das ist eigentlich nicht meine Auffassung. Nur, aus Schweden kommen halt de facto eher nicht so viele Problemmigranten …
HH: Sie wollen jedenfalls Asylbewerbern aus Afghanistan und Schwerin den Zugang zu öffentlichen Veranstaltungen, also Festen, Märkten oder ähnlichem verwehren, weil – ich zitiere – sie keinen Anspruch auf Volksfeste hätten. Genau das ist aber völkisch-national. Deutschland zuerst und Ausländer unter „ferner liefen …“.
HCB: Nein, das ist nicht national, Herr Hiebfest, wir haben …
HH: Völkisch-national!
HCB: … auch nicht völkisch-national.
HH: Völkisch-nationalistisch! Völkisch-nationalsozialistisch! Nigger und Kanaken raus, das wollen Sie doch, oder?
HCB: Wir haben ja mit diesem entsetzlichen Terror-Akt von Solingen nicht das erste Verbrechen dieser Art, wir können es doch nicht immer nur dabei belassen, dass wir Betroffenheit bekunden und dass es danach weitergeht wie in den ganzen Jahren zuvor. Es muss sich endlich was ändern, die Außengrenzen sind offen wie die Scheunentore. Jedermann kann über die grüne Grenze nach Deutschland kommen, Asyl rufen und bleibt im Land. So kann‘s doch nicht weitergehen.
HH: Ich stelle mal eine ganz knappe einfache Frage: Wenn Sie die erforderliche Zweidrittelmehrheit hätten, was würden Sie mit dem Artikel 16a unserer Verfassung machen? Der lautet, ich lese ihn vor: „Politisch Verfolgte genießen Asylrecht.“ Ende. – Lassen? Abschaffen? Ändern?
HCB: Sie haben vergessen, dass es da noch einen Absatz 2 gibt: dass …
HH: Also, Sie wollen das Asylrecht abschaffen.
HCB: … dass sich darauf nicht berufen kann, wer aus einem sicheren Drittstaat kommt. Und wir verlangen, dass genau das in Kraft gesetzt wird. Wir verlangen das, was jetzt Herr Woidke und Herr Stübgen sagen, wir verlangen‘s seit zehn Jahren. Dafür wurde mir und meiner Partei der Verfassungsschutz auf den Hals gehetzt. Jetzt sagen es der Ministerpräsident und der Innenminister. Ich frag mich, werden die jetzt auch vom VS beobachtet? Oder wird unsere Beobachtung eingestellt?
HH: Das könnte Ihnen so passen. Der ehrwürdige Landesvater Woidke hat ja mit den Landräten bereits verabredet, dass die Asylpolitik verschärft wird. Also ist, kurz gesagt, Ihre Existenzberechtigung minimiert. Sie könnten also Ihren Nazi-Zirkus einpacken und im Spreewald über Ihre Sünden nachdenken. Wäre jetzt mein Vorschlag.
HCB: Herr Hiebfest, das sind alles Verabredungen und Ankündigungen. Und Herr Woidke hat zehn Jahre zugesehen, wie sich diese Migration entwickelt hat, wie sich die Gewalt entwickelt hat, wie die Probleme größer wurden. Er hat jetzt gesagt, „die Gesetze sind ja schon da, die müssen eingehalten werden“. Das ist eine Bankrotterklärung des Ministerpräsidenten. Der ist 10 Jahre im Amt, und der hat darauf zu achten, dass die Gesetze eingehalten werden.
HH: Gesetze einhalten, Gesetze einhalten … glauben Sie, der ist irgendwie unser Oberwachtmeister und kontrolliert, ob Sie in Ihrer Gurkenwalachei vielleicht irgendwo im Halteverbot stehen mit Ihrem Kahn? Der hat echt Wichtigeres zu tun, Mann. Der muss die Demokratie beschützen. Vor so Figuren wie Ihnen. Sie wollen ja schließlich sogar gegen den Verfassungstreue-Check klagen. Damit sollen angehende Beamte oder auch das Berufsbeamtentum auf ihre Verfassungstreue hin überprüft werden. Wenn Sie denn auf dem Boden der Verfassung stehen, warum fürchten Sie dann diesen Check und wehren sich so vehement dagegen?
HCB: Wir fürchten das nicht, Herr Hiebfest, aber das kehrt einfach die Verhältnisse total um. Jetzt kann man per Verfügung aus dem Beamtenverhältnis entlassen werden, und dann können die Beamten, die da per Verfügung rausfliegen, sich nen Wolf klagen, ob sie wieder reinkommen. Das ist doch nicht demokratisch, und das ist doch nicht rechtsstaatlich. Und Herr Woidke hat übrigens noch einen wichtigen Satz dazu gesagt. Er sprach davon, dass es nicht hinnehmbar sei, dass Beamte, die auf die Verfassung vereidigt seien, sich rechtspopulistisch äußern. Rechtspopulistisch, nicht rechtsextrem. Aber rechtspopulistisch ist vollkommen im Rahmen unserer Freiheit, und das muss akzeptiert werden.
HH: Wo ist denn da der Unterschied?
HCB: Das eine ist extremistisch, und der Extremismus lehnt die freiheitlich-demokratische Grundordnung ab.
HH: Ach, und das tun Sie nicht?
HCB: Natürlich nicht.
HH: Is klar.
HCB: Wir sind diejenigen, die die freiheitlich-demokratische Grundordnung beleben. Wir berufen uns aufs Grundgesetz. Ich bin unzufrieden mit der Politik, ich bin in eine Partei gegangen, ich hab mich wählen lassen, und ich versuche im Parlament, die Dinge zu ändern. Ich nehme das Versprechen der Demokratie ernst, das ist kein Extremismus, sondern das ist Demokratie pur.
HH: Und das tun Sie mit den Mitteln des Populismus, oder …?
HCB: Tja … Populismus, das ist ne Definition anderer, aber jedenfalls, Populismus ist keine Kategorie, die es rechtfertigen würde, Menschen aus dem Beamtenverhältnis zu entlassen, so wie es Herr Woidke angekündigt hat. Das ist ein Angriff auf die Demokratie.
HH: Ich sage ihnen gerne mal, was ich unter Populismus verstehe. Wenn Sie beispielsweise einen Begriff dauerhaft im Einsatz haben wie den der „Altparteien“. Altparteien, Sie wissen, wo der herkommt?
HCB: Nein.
HH: Josef Goebbels, Nazisprech, hat ihn benutzt tatsächlich, um die NSDAP als frische, neue politische Kraft zu etablieren.
HCB: Ja gut, aber man kann ja nicht jeden Begriff, den man benutzt, darauf prüfen, ob den früher mal irgendwelche Leute im Dritten Reich benutzt haben. Dann können wir auch nicht mehr „Guten Morgen“ und „Guten Abend“ sagen.
HH: Also Goebbels ist für Sie ein netter Kerl, mit dem man mal n Bierchen trinken kann …
HCB: Herrgott, sind Sie taub? Ich sage nur: „Altpartei“ ist eine ganz gute Beschreibung für die Parteien, die im Westen seit über 70 Jahren und jetzt hier bei uns in Brandenburg seit über 30 Jahren das Sagen haben, und die mittlerweile so gut verbunden sind, dass sie sich in allen grundsätzlichen Fragen einig sind. Und wir sind nun mal als AfD eine junge Partei, weil wir erst 10 Jahre alt sind, und das ist nun der Hintergrund der Unterscheidung zwischen Altparteien und AfD, den ich benutze.
HH: Ich sehe schon, Sie sehen sich umgeben von Feinden, ich füge noch einen hinzu, und das ist beispielsweise Frankreich. Vom Rassemblement National hat die AfD sich ja den Vorwurf gefallen lassen müssen, dass sie tatsächlich zu weit rechts stehe, die SS verharmlose, und die Kooperation wurde aufgekündigt. Italien sieht das ähnlich, selbst bei den schlimmsten Faschisten im europäischen Ausland ist man also der Meinung, dass man die AfD von der Macht fernhalten müsse. Und ein albanischer Seher hat vorgestern live im Andorranischen Fernsehen Kontakt zum Totenreich aufgenommen, und da hat Adolf Hitler persönlich gewarnt vor der AfD. Gegen diese Teufel sei er ja der reinste Messdiener und Friedensengel gewesen.
HCB: Wir als AfD, um das jetzt noch mal klarzustellen, wir sind überzeugte Europäer. Ich bin ganz überzeugt davon, dass Deutschland die Zusammenarbeit in Europa braucht. Wir brauchen die Zusammenarbeit als europäische Staaten, weil wir im Vergleich zu anderen Staaten – China, USA, Russland – klein sind. Wir brauchen die, aber wir brauchen keine EU-Zentralmacht, denn Europa lebt ja gerade von der Vielfalt und …
HH: Vielfalt, ne? Klar. Vielfalt ist für Sie doch nur die Frage, ob die Leute blond oder mittelblond sind, ob die Fritz oder Franz heißen und ob die Schweinehaxe oder Schweinebauch essen. Wenn Nelson Müller ne Aubergine grillt, dann kriegen Sie doch schon Diversity-Ausschlag.
HCB: … Europa lebt von der Vielfalt und Unterschiedlichkeit. Und deswegen wollen wir eine grundlegende Reform der EU, und wenn das nicht klappt, einen Schluss mit der EU und ein neues Bündnis, aber ein neues Bündnis europäischer Nationalstaaten.
HH: Gut, nach diesem Bekenntnis, dass Sie den Kontinent nach zwei verheerenden Kriegen mit zig Millionen Toten erneut ins Unglück stürzen wollen und munter weiter von der deutschen Weltherrschaft träumen, kommen wir mal zu einzelnen Sachthemen. Sie wollen weniger Ideologie an den Schulen und fordern mehr Frontalunterricht. Keine Gender-Debatten, Rückkehr zum alten Wissenskanon, aber auch so Vorschläge wie: Digitalisierung an Grundschulen abschaffen, Smartphones bis zur 6. Klasse verbieten und den Lehrerberuf attraktiver machen.
HCB: Ja. Kreide und Tafel, das ist das, was am besten funktioniert. Und andere Länder haben ja schon Smartphones an den Grundschulen verbannt, aber unsere Anträge werden hier zurückgewiesen als angebliche Rückkehr in die Pädagogik 19. Jahrhunderts. Dann: den Lehrplan umändern … Lesen, Schreiben, Rechnen, das sind die Grundfertigkeiten, das muss jeder Schüler können. Wir sind mittlerweile so weit, dass die Hälfte der Viertklässler nicht ordentlich schreiben kann, dass ein Drittel nicht rechnen kann, lesen kann, das ist ein Vergehen an der Jugend, das muss grundsätzlich geändert werden.
HH: Das Vergehen an der Jugend … da frag ich doch direkt mal nach: Ihr Parteifreund Berndt Höcke hat schon vor geraumer Zeit eine 180-Grad-Wende in der Erinnerungskultur gefordert, also die Frage gestellt: Was aus der NS-Zeit muss eigentlich gegenwärtig im Unterricht besprochen werden? Wo genau stehen Sie denn da als Brandenburger Oberfascho und angehender KZ-Arzt?
HCB: Puh, gut dass ich vorher ne doppelte Dosis Betablocker geraucht hab … also, zum Mitschreiben: Wir müssen uns unserer Geschichte bewusst sein, der guten wie der schlechten Seiten. Auch der schlechten Seiten, natürlich müssen wir uns auch bewusst sein, was ist 33 bis 45 passiert. Wie konnte es dazu kommen, was sind die Konsequenzen …
HH: Was war daran gut?
HCB: Ich hab gesagt, wir müssen uns der guten wie der schlechten Seiten …
HH: Also, was war daran gut?
HCB: Herr Hiebfest, 33 bis 45 ist ein Teil der Geschichte, das war nicht die gesamte Geschichte. Es gibt eine Geschichte von 1500 Jahren davor, und es gibt eine Geschichte von jetzt 80 Jahren danach. Auch das muss in unserem Blick sein. Es macht krank und es hilft uns nicht, wenn wir uns einseitig auf die negativen Seiten unserer Geschichte konzentrieren, wenn wir Schuldkomplexe anhäufen … dann können wir mit uns selbst nicht zurechtkommen, und dann sind wir auch kein Segen für unsere Welt und unsere Umwelt.
HH: „Kein Segen für unsere Welt“ – also Sie bleiben dabei: Hitler war super. Und die Alliierten waren Reptiloide, von George Soros gesteuert?
HCB: Nein, Hitler war ein Verbrecher und ein menschliches Monstrum.
HH: Menschlich? Sie haben also Verständnis für Hitler. Ist der eigentlich ein Vorbild für Sie? Finden Sie den eigentlich irgendwie attraktiv, so generell als Mann? Schon Ihr Typ, oder?
HCB: Äääh, nein, keineswegs, ich bin hetero, ich steh mehr auf …
HH: Also kein Sex mit Hitler? Aber mit Goebbels schon, oder? Oder Himmler? Na? Poppen in Uniform, ist total Ihr Ding, oder? Stramme Männerkörper, nur mit einem schwarzen, dünnen Lederkoppel und Schaftstiefeln bekleidet …
HCB: Gut, mir scheint, das führt hier zu nichts. Ich breche an dieser Stelle …
HH: Nee nee, nix abbrechen, schön hierbleiben, nicht immer gleich so eingeschnappt sein, nicht immer gleich hier die Opfer-Nummer. – Kurz noch was zum Thema Energie: Sie halten die Verstromung der Braunkohle für unverzichtbar und wollen auch Kernkraftwerke wieder hochfahren. Abgesehen davon, dass es extrem teuer und juristisch fragwürdig ist … Sie sind auch ein strikter Gegner von Windkraft. Also, Ihr Energiemix funktioniert ja eigentlich nur, wenn Deutschland tatsächlich auch wieder Putins Öl kaufen würde, womit man dann quasi die Finanzierung des Angriffskrieges gegen die Ukraine mitfinanziert. Ist das in Ihrem Sinne?
HCB: Na, das passiert doch jetzt schon. Also, dieses Embargo, was wir haben, das stört doch Russland nicht. Russland verkauft sein Öl und sein Gas, und wir sind die Leidtragenden, weil wir jetzt teuer Flüssiggas aus Amerika holen müssen. Und zu den Windrädern: Ich bin dagegen, dass weiter Windräder in den Wald gesetzt werden. Brandenburg hat jetzt schon mehr Windräder pro Quadratkilometer als jedes andere Land in Deutschland. Wie viel sollen‘s denn noch werden? Waren Sie mal in der Nauener Umgebung, waren Sie mal bei Luckau? Das sind ja unerträgliche Horrorlandschaften, das ist wirklich Mordor! Diese Energiewende ist ein exemplarischer Fall dafür, dass eine ideologisch getriebene Politik Schaden anrichtet.
HH: Diese Ideologie betrifft ja unter anderem auch den Klimawandel, der aus Ihrer Sicht eben nur ideologisch behauptet wird, also Sie selber sagen: ist alles nicht vom Menschen verursacht, wenn ich Sie da richtig verstanden habe.
HCB: Also, es ist halt einfach umstritten, wie hoch gibt es einen Anteil …
HH: Das ist doch nicht umstritten, das ist überhaupt nicht …
HCB: Herr Hiebfest, es ist umstritten, es ist absolut umstritten, da machen Sie sich mal kundig, es ist umstritten, wie hoch der Anteil des Menschen am Klimawandel ist. Fritz Vahrenholt zum Beispiel, jemand, der dieses Buch geschrieben hat Unerwünschte Wahrheiten, der schlägt ihn sogar mit 50% an, ich bin da skeptisch, ob es wirklich so viel ist. Aber selbst er sagt: Das ist kein Grund für Alarmismus, wir haben keinen Grund, jetzt panisch unsere Wirtschaft zu opfern, bewährte Energien aufzugeben und umzusteigen auf diese unsicheren erneuerbaren Energien. Wir können uns dem Klimawandel in Ruhe anpassen, ohne unsere Wirtschaft kaputt zu machen.
HH: Sie sind doch so ne Art Naturwissenschaftler von Hause aus, oder? Zumindest auf dem Papier. Es gibt aber das renommierte Institut für Klimafolgenforschung, also richtige Wissenschaftler, und die diskutieren nicht eine Sekunde darüber. Selbstverständlich haben Menschen Einfluss auf das Klima.
HCB: Hab ich ja nicht bestritten. Die Frage ist, zu welchem Anteil …
HH: Na, zu zehntausend Prozent! Weil alte weiße Männer wie Sie mit SUVs über die Gurkenfelder brettern und zur Pandajagd mit Tornadojets durch die Kalahari fliegen!
HCB: In der Kalahari gibt es keine Pandas.
HH: Ach, der Herr Doktor meint jetzt schlau daher dozieren zu müssen, um unerwünschte Wahrheiten zu delegitimieren, was? Ich meinte außerdem natürlich nicht Pandas, sondern Koalas.
HCB: Gibt’s auch nicht in der Kalahari.
HH: Ach nee? Was gibt es denn Ihrer Meinung nach in der Kalahari?
HCB: Alles Mögliche … Erdferkel, Kaffernbüffel, Hyänen …
HH: Wen meinen Sie jetzt konkret mit Hyänen?
HCB: Wen? Ich meine Hyänen. Das sind Tiere aus der Gattung …
HH: Sie wollen also Ihre politischen Gegner als Tiere bezeichnen, die man in Afrika in der Wüste entsorgen soll? Ernsthaft? Verstehen Sie allmählich, warum der Verfassungsschutz Sie beobachtet?
HCB: Nein, aber ich verstehe allmählich, dass ich hier mit jemandem spreche, der ärztlicher Hilfe bedarf. Ich kann Ihnen im Anschluss an diese Sendung gern noch ein paar Adressen und Medikamente nennen …
HH: Verehrte Zuschauer, Sie haben es selber gehört: So klingt es, wenn die AfD Akteure der Zivilgesellschaft bedroht. Das ist die giftige Rhetorik der Einschüchterung. Für die unter Ihnen, die mit den rechten Codes nicht vertraut sind: „Adressen“ bedeutet so viel wie Vernichtungslager und „Medikamente“ heißt nichts anderes als Gas. Dieser harmlos dreinblickende Gurkologe und Drewermann-Imitator träumt davon, Menschen wie mich, unbequeme Widerständler, die sich seiner mörderischen Ideologie tapfer in den Weg stellen, auszumerzen! Dieser …
HCB: Herr Hiebfest! Hallo, Herr Hiebfest, pschpsch … ruhig, ganz ruhig, Sie müssen sich jetzt mal beruhigen – Regie? Hallo? Ich denke doch, der Mann braucht jetzt seine Tabletten oder sein Stammgetränk … irgendwas zum Runterkommen jedenfalls … könnte da mal jemand entsprechend tätig werden?
REGIE: Holger, hör kurz zu. Mach schnell n paar Atemübungen, krieg dich ein, und dann machste noch eben die letzte Frage, und dann ist gut, okay? Dann hast du Feierabend und alles ist easy … komm, halt durch.
HH: Okay. – Okay. – Ich bring das hier zu Ende. Ich krieg das hin. – Also: Herr Doktor Berndt. Sie verfolgen die Kulturnachrichten, nehm ich an?
HCB: Nicht speziell, aber ich denke, ich bekomme das meiste so mit … quasi per Osmose …
HH: Das Erdbeben, das gestern durch die Brandenburger Feuilletons ging, werden Sie mitbekommen haben, denk ich: 180-Grad-Wende bei Suhrkamp. Man will mit der Zeit gehen und das Geschäft mit der Rechtsesoterik nicht länger den Populisten von Manufactum und Kopp überlassen. Im neuen Versand-Shop finden sich daher neben den beliebten Buch-Klassikern von Habermas bis Judith Butler nun endlich auch Titel für das Selbstversorger-Seminar und den Verschwörer-Stammtisch. Ich les mal vor:
– „Transhuman durch kollodialen Sauerteig? – Ein Bäcker packt aus“
– „Abnehmen mit den Young Global Leaders – Klaus Schwabs 30-Tage-Programm für den ultimativen Baerbock-Body“
– „Geheimoperation Zirbeldrüse – Wie Bill Gates den Deutschen mittels Zedernnüssen und Zeolithkapseln sein 85er MS-DOS ins Kleinhirn implantieren will“
Und sogar das Non-Book-Segment – bislang lediglich durch Jutetaschen mit Adorno-Konterfei auffällig geworden – soll aufgepimpt werden, etwa mit:
– Hildegard von Bingens Saatgut-Box für Dönergewürz
– dem neuen Haarpflegeset „soundless spheres“ von Schätzing&Sloterdijk
– sowie der Hörbuch-Edition „Heidegger-Highlights“, gelesen von Helge Lindh.
HCB: Ja? Und was ist jetzt genau die Frage?
HH: Die Frage ist, warum Sie in Ihrem Wahlprogramm mit keinem Wort darauf eingehen, und das als mutmaßlich stärkste Partei? Das ist doch wieder einer von Ihren kalkulierten Tabubrüchen!
HCB: Ich erkenne jetzt spontan nicht so ganz unsere Zuständigkeit … und Sie sagten ja auch, das sei erst gestern publik geworden …
HH: Landesvater Woidke hat aber schon längst reagiert und ein neues Programm drucken lassen, wo drinsteht, dass Suhrkamp mit Tesla fusionieren wird, um somit die Arbeitsplätze in den Hochwassergebieten fit für die Klimakrise zu machen, Brandenburg soll Vorreiter werden für grüne Energie aus Brandmauerblümchen und Buchstabensuppen, jedes Klassenzimmer soll seinen physischen Wahl-o-mat bekommen und einen Samowar on top, und die Koalition aus RBB und BSW wird Kamala Harris zur Spargelkönigin auf Lebenszeit …
REGIE: Stopp stopp stopp.
HH: Hihi, und am Wahltag nach der ersten Hochrechnung wird Bezirksbürgermeister Knut Hirnchen im Beisein der versammelten Zentralratsvorsitzenden die 625. Schlutzburger Pimmelkirmes eröffnen, so sieht’s nämlich aus, hihi …
REGIE: Stopp verdammt! Bringt den Kerl da raus! Code Red! Code Red!! Subtrahieren, sofort! – – Ähäm, Verzeihung, liebe Zuschauerinnen und Zuschauer, der Kollege Hiebfest ist momentan wohl etwas out of order … wir bitten, die kleine Konfusion zu entschuldigen. – Herr Berndt, wenn Sie vielleicht noch eine versöhnliche Abmoderation hinbekommen wollen …?
HCB: Abmoderation … tja, ich weiß nicht, ich glaub, das kann man jetzt mit Worten nicht mehr wirklich abrunden. Also, ich persönlich puste in solchen Fällen einfach einmal ordentlich die Gehirnwindungen durch, und zwar mit Musik. Mit intensiver Musik. Meine Facharzt-Empfehlung: Prancer von Dillinger Escape Plan.** Danach ist alles wieder auf Null gesetzt.
Ansonsten: Danke für Ihre Aufmerksamkeit. Und fröhlichen Wahlsonntag!
Wenn Sie dem Protokollanten dieses Albtraums …
… ein kleines Schmerzensgeld zukommen lassen möchten – hier wäre noch Platz:
Marcus J. Ludwig
DE85 4305 0001 0144 0608 29
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Danke vielmals!
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