Geruchsexperte überzeugt: „Corona kommt aus dem Labor!“

Die einzelne Expertenmeinung rangiert in der evidenzbasierten Medizin bekanntlich auf der untersten Stufe wissenschaftlicher Validität. Naja, würde ich sagen, „unterste Stufe“ heißt aber nicht, dass so eine Meinung total irrelevant ist, nur dass sie vielleicht ein bisschen weniger Gewicht hat als etwa eine total randomiserte und dreifach verblindete Zwillingsstudie unter Vakuumbedingungen auf der ISS. Aber immerhin. Und wenn die Expertenmeinung außerdem noch meine Expertenmeinung ist, dann klettert deren Aussagekraft ganz schnell noch ein paar Stufen nach oben und ist von einem mathematischen Beweis oder einem Naturgesetz kaum noch zu unterscheiden.

Ich gelte in meinem sozialen Umfeld durchaus als Experte – wenn hinter meinem Rücken gestaunt und getuschelt wird, fallen gar Bezeichnungen wie „Koryphäe“ und „Kapazität“ –, als Experte nämlich in Geruchsfragen. Steht ein Gläschen mit Salatsauce oder Waldbeeryoghurt im Verdacht, schon einen Tag länger im Kühlschrank herumzugammeln, als es laut Aufdruck verantwortbar ist, so hält man es mir unter den Olfaktorius und bittet um mein Expertenurteil. Ich urteile, und man isst. Oder man entsorgt, je nachdem. Wenn ich an einer Heizungstherme vorbeigehe und sage, „da tritt Gas aus“, dann ruft man den Klempner, der am Tag zuvor da dran rumgeschraubt hat, nochmal zurück, und der kommt dann und grinst, „ach, da tritt doch kein Gas aus“, und dann sprüht der sein LiquiMoly Leck-Such-Spray da drauf, und das wirft dann so Blasen, und dann sagt der, „oh, da tritt ja wirklich Gas aus, verzeiht, dass ich zweifelte, Meister Trüffelschwein, Ihr seid offenbar ein echter Geruchsexperte.“

Ich könnte noch ohne Ende solche Beispiele runterrattern. Wer dennoch Vorbehalte hinsichtlich meiner Geruchsexpertise hegt, der frage einfach bei nächster Gelegenheit seinen Heizungsfritzen nach „The Nose“, mein Foto findet deutschlandweit Verwendung bei Fortbildungsveranstaltungen zur Dichtigkeitsprüfung im Installateurshandwerk.

OK. Ich gebe zu, diese leicht komödiantische Art der Texteinleitung ist womöglich etwas kontraproduktiv, wenn es einem um ein im Grunde doch ziemlich ernstes Anliegen zu tun ist. Aber ich weiß ehrlich gesagt einfach nicht, wie ich es sonst sagen soll, dass ich mir eine gewisse, durchaus überdurchschnittliche olfaktorische Urteilskraft zumesse. Kann ja schließlich jeder behaupten. Nur in meinem Fall stimmt es halt einfach. Also sag ich’s jetzt einfach: Ich kann gut riechen, und ich kann das Gerochene zutreffend beurteilen. Und kraft dieser meiner Urteilskraft, die momentan nur durch eine leicht erhöhte Körpertemperatur getrübt ist, teile ich hier und jetzt offiziell mit: SARS-CoV-2 kommt aus dem Labor. Die Zoonose-Hypothese ist vom Tisch. Es handelt sich um ein künstlich erzeugtes Virus.

Aber gut, ich sehe, ich muss das irgendwie genauer begründen … es ist folgendermaßen: Ich hab gerade Corona. Nach drei Jahren heroischer Widerständigkeit haben mich die kleinen Drecksbiester doch noch zu Fall gebracht. Ich weiß nicht, ob ich mir das gesamte griechische Mutantenalphabet eingefangen habe, aber seit acht Tagen hat mein Immunsystem richtig was zu tun, es arbeitete sich anfangs auf bislang ungekannte 41 Grad hoch, blieb ein paar Tage knapp unter 40 und tut seitdem ungefähr das, was ich von früheren Infekten her kenne.
Ich habe in meinen coronakritischen Texten – soweit ich mich erinnere – die Krankheit nie kleingeredet, sondern den gesellschaftlichen, medialen, politischen Umgang mit ihr kritisiert. Insofern muss ich keine früheren Aussagen revidieren, wie vielleicht manch einer, der meinte, es handele sich um einen Schnupfen. Es handelt sich schon deshalb nicht um einen Schnupfen, weil der Erkältungsaspekt das nebensächlichste an der ganzen Sache ist, bei mir jedenfalls, das Husten und Schniefen fällt weit moderater aus als bei altbekannten Infekten. Schlimmer aber als je zuvor waren die begleitenden Schmerzen, Kopfschmerzen, Rücken- und Gelenkschmerzen, und vor allem Hautschmerzen. Große Flächen der Haut fühlten sich an wie aufgerissen, das Reiben der Kleidung war teilweise unerträglich. Alles Symptome, die ich kannte, aber nicht in dieser Qualität. Mein Eindruck war, dass das Immunsystem hier mit einem Feind kämpft, den es so noch nie gesehen hat und gegen den es alles aufbieten muss, was die Waffenkammer hergibt. Auch die Art des Fiebers war ungewöhnlich, kein Schwitzen, kein heißes Gesicht, nur ein bisschen Schüttelfrost und dieses seltsame Gefühl, als sei der Körper mit einer sehr schweren Watte ausgefüllt, und alles, was man anfasst, sei 50% größer und schwerer als sonst.

Das Entscheidende aber – und der einzige Grund, warum ich hier überhaupt von meiner privaten Elendsgeschichte plaudere – begann am dritten Tag, nämlich die Veränderung des Geruchssinns, insbesondere bei essigsauren und fettig gebratenen Lebensmitteln. Vom Geruchs- und Geschmacksverlust war in der Pandemie ja ziemlich früh, seit Hendrik Streecks Heinsberg-Studie, die Rede; von der sogenannten Covid-Parosmie, einer qualitativen Riechstörung, war mir eher weniger zu Ohren gekommen.
Covid-Parosmie … bei einer kurzen Kreuz-und-quer-Recherche stößt man auf ein paar Studien, wo diverse Hypothesen zur Pathophysiologie in den Raum gestellt werden. Die Riecheindrücke, von denen da die Rede ist, verbrannt, chemisch, faulig, treffen aber nicht das Phänomen, das ich derzeit an mir beobachte.
In einem NZZ-Artikel wird ein Betroffener zitiert, „diese Art von Gestank sei völlig anders als alles, was man sonst kenne“. Das ist korrekt. Aber inwiefern ist er anders? Ich würde sagen, der Fehlgeruch lässt sich fast nicht mit den üblichen Kategorien des Ekels fassen. Dieser Geruch greift das Empfinden an wie etwas, das es eigentlich nicht geben dürfte. Es ist ein Fehler in der Welt. Es ist etwas zutiefst, in der Tiefe des Seins, Falsches. Dieser Geruch kann sich nicht auf natürliche Weise entwickelt haben. Er fügt der Welt eine metaphysische Dimension hinzu, eine Dimension des Bösen und Unzulässigen. Wenn der Teufel ein Parfüm kreieren würde, dann würde es nicht nach Schwefel stinken, sondern nach Covid-Parosmie. Dieser Geruch ist auch eklig, aber vor allem ist er empörend und beängstigend. Man ahnt eine Art von Jenseits, das es noch nicht geben konnte, solange man Biologie und Chemie für letzte Rahmenbedingungen der Existenz hielt. Man ahnt, dass hier etwas aus dem Ruder gelaufen ist, hier haben Zauberlehrlinge mit den Grundregeln des Kosmos herumgespielt und etwas erschaffen, das nicht zu vergleichen ist mit dem, was man traditionell „Monster“ nennt. Ein Monster ist immer noch ein Organismus, an dem man das Verwandte erkennt, das Vieh mag riesig sein und entstellt und abstoßend hässlich, aber es stellt die Gesetze der biologischen Existenz nicht auf den Kopf.

Das, was ich erlebe, wenn meine Corona-Nase mit einem frisch angemachten Salat konfrontiert ist, ist auf eine empörende Art falscher, sinnwidriger, böser als jedes Monstrum. Es ist wie ein Blick in kosmische Endzeiten, einen Zustand, wo nichts mehr gilt. Dieser Geruch entwertet alles, wie ein schwarzes Loch. Für die paar Sekunden, in denen dieser Geruch mein Gehirn durchgeistert, erlebe ich die Welt, das All, die gesamte gottlose Raumzeit in ihrer gesetzlosesten Form. – Verdammt, ich stelle fest, es ist wirklich schwer, das in Worte zu fassen, aber die naheliegenden ästhetischen Vergleichsqualitäten wollen halt nicht recht passen. Man würde gern zu irgendwelchen chemischen Metaphern greifen, aber man müsste erst diese falsche Chemie eines durch und durch falschen Universums erfinden, um etwas wie eine vergleichbare Falschheit plausibel zu machen. Das Beste, was mir noch einfällt ist: Es riecht wie ein künstlich erschaffenes Virus. Hart, krank, splittrig-kristallin, wie ein kaltes, schwarzes, aggressiv sich ausbreitendes Salz in einem glasigen Sumpf, ein seifiges Gift, mit dem Außerirdische putreszierende Planeten desinfizieren, ich weiß es nicht. Wenn dieser Geruch ein Geräusch wäre, würde es klingen wie das Hologramm eines Aliens, das mit einer Motorsäge gurgelt. Aber nein, das ist alles komplett an den Haaren herbeigezogen …

Letzter Versuch: Covid-Parosmie ist so, als hätte man einem eine neue Mathematik ins Gehirn gepflanzt, in der es außer plus und minus noch ein zusätzliches Vorzeichen gibt, mit dem alle Zahlenwerte eine Ablenkung ins Unberechenbare und klebrig Oszillierende erfahren, oder eine neue Musik, bei der es außer Dur und Moll noch Tonarten wie Nihil und Toxo gibt, wo dann das Ohr des Hörers statt mit Melodien und Harmonien mit akustischem Bauschutt und gesungener Batteriesäure traktiert wird . . . ach Moment, das gibt’s ja schon, das heißt – glaube ich – Neue Musik

Was ich eigentlich nur versuche zu sagen – und ich sagte es ja auch bereits mehrfach –, ist, dass diese Erkrankung sich eklatant falsch anfühlt. Andere Krankheiten mögen sich gefährlich anfühlen, bedrohlich, schmerzhaft, destabilisierend … die hier aber fühlt sich falsch an. Sie fühlt sich nicht nach Fledermaus, Marderhund oder Schuppentier an, sondern nach Gain-of-Function. Sie fühlt sich nicht nach einem Eindringling an, sondern nach einem Implantat. Sie riecht nach Lüge, nach Unmenschlichkeit, nach Gewissenlosigkeit, nach Kontrollverlust, nach skrupelloser Manipulation. Nach routinierter Hybris und kaputten Sicherheitsschleusen einer Biowaffenhölle. Was auch immer irgendwelche Geheimdienste oder Faktenchecker noch erzählen mögen – Corona war ein Labor-Unfall. Ich erkenne eine Wahrheit, wenn ich sie rieche.

 

 

Geld stinkt nicht – und wenn doch, kommt’s jetzt auch nicht mehr drauf an

Wenn Sie meine Arbeit unterstützen wollen (by the way: ich weiß, dass das, was ich hier treibe, keine „Arbeit“ ist, Arbeit ist nach Max Goldt das, was schnauzbärtige Männer auf Baustellen und in Fabrikhallen machen, was ich übrigens bestätigen kann, da ich in jüngeren Jahren beides ziemlich ausgiebig praktiziert habe … was ich hier mache, ist zwar auch anstrengend und zuweilen ziemlich frustrierend, aber immerhin weisungsfrei und eigenmächtig, eine Art mühseliger Müßiggang), – wenn Sie also meine „Arbeit“ unterstützen wollen und wenn Sie zudem meine Gesundung unterstützen wollen, damit die spielerisch-strapaziöse Texterei hier baldestmöglich weitergehen kann, dann werde ich jetzt nicht versuchen, Ihnen das auszureden, sondern – im Gegenteil – Ihnen eine Kontoverbindung nennen, die zur Aufnahme fiebersenkender Finanzspritzen bestens geeignet ist:

Marcus J. Ludwig

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Dank u wel – Ihr MJL

 

 

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